Zaubertool für Kuppelprofis
Text: Nina Pöltl | Fotos: Christian Wolf / Fa. Criadero, Metallbau Windeck GmbH
Komplexes kann so einfach sein: Paul Rothe von der Metallbau Windeck GmbH hat eine Softwarelösung für dreidimensionale Kuppeldächer entwickelt, die neuralgische Punkte in der Planung automatisch erkennt und alle Prozesse bis zur Fertigung digital abbildet. Der Clou: Die RAICO Aufsatzsysteme sind in die Software impliziert. Paul Rothe und Hagen Weber (RAICO Vertriebsleiter) haben sich darüber unterhalten, wie ihnen die Software hilft, den außergewöhnlichen Ideen der Architekten gerecht zu werden.

Hagen Weber: Die Planung eines Kuppelglasdachs ist höchst komplex. Oft sitzen wir schon in einer sehr frühen Phase mit den Architekten zusammen und tarieren aus, was möglich ist. Für den Architekten steht der ästhetische Anspruch im Mittelpunkt. Wir beide versuchen diese Idee technisch zu realisieren – du als Verantwortlicher für die Stahlunterkonstruktion und ich im Bezug auf das Aufsatzsystem. Die Herausforderung besteht darin, die architektonischen Anforderungen mit den technischen Standards und Fertigungstechniken zu vereinbaren. Dicht muss es auf jeden Fall sein.
Paul Rothe: Hinzukommt, dass jedes Projekt einzigartig ist und viele Glasdächer sehr komplexe Geometrien haben, vor allem, wenn es sich um doppelt geschwungene Formen handelt. Mit den klassischen zweidimensionalen Planungsmethoden kommen die Baufirmen und Planer langfristig nicht zurecht. Diese Erkenntnis gab für mich den Anreiz, eine automatisierte 3D-Lösung zu entwickeln, die den gesamten Planungsprozess bis zur Fertigung digital abbildet. Die Software liefert alle benötigten Informationen für das weiterverarbeitende Unternehmen, von Fertigungs- und Montagezeichnungen über Profilschnitte bis hin zur Bestellliste. Sogar eine detaillierte Werk- und Montageplanung kann erstellt werden, was die Prozesssicherheit enorm erhöht.

Hagen Weber: Ich finde, euch ist mit der Software ein gewaltiger Schritt gelungen. Wir sind ja Partner und arbeiten seit Jahren sehr erfolgreich zusammen.
Das Besondere an der Software ist, dass die Aufsatzsysteme von RAICO implementiert sind, so dass man direkt prüfen kann, ob eine Realisierung des Glasdachs mit dem bestehenden RAICO Aufsatz-System und der Stahlunterkonstruktion möglich ist, oder ob und an welchen Stellen eine Sonderkonstruktion erarbeitet werden muss. Das spart dem Unternehmen nicht nur Zeit, sondern auch Geld.
Paul Rothe: Die Software funktioniert vereinfacht gesagt so: Man gibt die Grundfläche der Konstruktion mit Hilfe der Koordinaten ein. Über den zweiten Parameter – die Stichhöhe – wird die Grundform der Sonderglasdachkonstruktion algorithmisch erzeugt. Diese Daten sind nachträglich veränderbar. Anschließend legt die Software ein Gitternetz über die Grundform und unterteilt diese in Dreiecke. Mit dem Algorithmus kann jeder einzelne Knotenpunkt identifiziert und angesteuert werden. Das Tool bietet die Möglichkeit, die Projektparameter daraufhin zu prüfen, ob sie mit euren
Anforderungen als Systemhersteller kompatibel sind.

Hagen Weber: Manchmal muss man nur an kleinen Stellschrauben drehen – die Stichhöhe, die Neigung oder den Winkel etwas verändern – um das Dach mit einem bestehenden RAICO-System zu realisieren. Dies ist dann kostengünstiger, als eine Sonderlösung und auch für den Architekten stellt dies nur einen geringen Eingriff in seinen Entwurf dar. Verschiedene Kuppeldachkonstruktionen können einfach miteinander verglichen und hinsichtlich der in Frage kommenden Systeme diskutiert werden.
Paul Rothe: Und man hat dabei – durch die Verknüpfung mit der Materialliste – die Kosten zuverlässig im Blick. Die Software hilft uns die beste Lösung zu finden, bei der alle wichtigen Komponenten berücksichtigt werden: Design, technische Umsetzung, Wirtschaftlichkeit, Prozesssicherheit und Termintreue.