Leben in der 20 Millionen Metropole
Text: Anja Klaffenbach | Fotos: GettyImages, China International Windoor City
In China wird an der Zukunft gebaut – das Know-How kommt aus dem Allgäu. Die Luftverschmutzung in und um Peking zwingt die Regierung zum Handeln. Die Lösung: Energie sparen und umweltfreundlicher bauen – und zwar gleich komplett neue Metropolen! Ein klarer Fall für die Passivhausfassaden von RAICO …
Kennen Sie Gaobeidian? Auf diese Frage schütteln wahrscheinlich ebenso viele Menschen in China erstaunt den Kopf wie in Europa. Sogar innerhalb der Provinz Hebei, die Chinas Hauptstadt Peking umgibt, rangiert die mit knapp 600.000 Einwohnern für chinesische Verhältnisse winzige Großstadt unter „ferner liefen”. Und doch sind genau hier Chinas Zukunftsmacher am Werk – und RAICO spielt dabei eine wichtige Rolle.
Zugegeben, an das beschauliche Heidelberg denkt man nicht als erstes, wenn man über die achtspurige Autobahn von Peking nach Gaobeidian fährt und den dortigen Industriepark erblickt. Und doch gibt es erstaunliche Parallelen. Nach dem Vorbild aus der Neckarstadt entsteht hier die „Gaobeidian Railway City”: die Bahnstadt, die mit ihrem weltweit größten Passivhaus-Bauvorhaben Chinas Pilotprojekt für umweltorientiertes Bauen ist. Der Grund dafür liegt auf der Hand: In Peking und rundherum herrscht „dicke Luft”. Gerade die von Schwerindustrie geprägte Provinz Hebei rund um Gaobeidian gehört zu den Spitzenreitern bei Chinas Smog-Problematik.
In Gaobeidian gilt es, an einer saubereren Zukunft zu bauen, und zwar auf höchstes Geheiß: Die Passivhaus-Siedlung im Innovationspark „Railway City” ist Teil eines Maßnahmenkatalogs der chinesischen Regierung, die energiesparendes Leben und Arbeiten im China von morgen vorantreiben soll. „Green Building” ist hier das Buzzword der Stunde – und dank des Bestrebens, Chinas Energieverbrauch beim Wohnen deutlich zu reduzieren, trägt RAICOs Partnerschaft mit dem chinesischen Vertriebspartner Orient Sundar hier gute Früchte: Gemeinsam sollen allein in der Bahnstadt Gaobeidian 1,5 Millionen Quadratmeter an energiesparenden Passivhausfassaden verbaut werden.
Überhaupt herrscht in der Provinz Hebei Aufbruchsstimmung: Auf persönliche Initiative von Chinas Staatspräsident Xi Jinping wurde im April 2017 die Sonderwirtschaftszone „Xiong'an New Area” eingerichtet. Klar ist: Die Hauptstadt Peking platzt aus allen Nähten, und in weitem Umkreis um die Metropolregion benötigt die belastete Luft dringend eine „Verschnaufpause”. Die Lösung: Xiong'an. Die Stadt der Zukunft ist so etwas wie das Konzentrat von Xis Visionen für das „Neue China”: Fortschrittliche Technologien sollen alle Lebensbereiche prägen. Verwaltung, Universitäten, Krankenhäuser und Wirtschaftszentren sollen mittelfristig aus Peking ausgelagert werden. Der Plan scheint aufzugehen, haben sich doch mittlerweile schon über 100 Hightech-Unternehmen in Xiong'an niedergelassen, darunter auch Big Player wie Alibaba, Baidu oder JD Finance.
Ein spürbarer Pioniergeist durchzieht Xiong’an: In der Stadt, die zum Symbol für umweltfreundliches Leben werden soll, ist alles auf „Green Building” ausgelegt. Energiesparende und dahingehend emissionsreduzierende Passivhäuser sollen zum Standard werden.
Und wie sieht die schöne neue Welt in Chinas umweltfreundlicher Reißbrett-Metropole Xiong'an aus? In der Stadt der Zukunft rücken die Menschen als Bewohner in den Fokus, die für China typische Dienstleister-Rolle tritt zurück. Viele Serviceleistungen sollen vollautomatisiert werden. In kassenlosen Supermärkten kauft man ein, ohne Schlange zu stehen: Die Waren werden automatisch abgebucht und bei Bedarf auch von fahrerlosen Fahrzeugen nach Hause transportiert. Auch im Fitnessstudio von morgen ist alles so eingerichtet, dass man ganz ohne „menschliche” Servicekräfte auskommen kann. Und der Film „Zurück in die Zukunft” lässt grüßen, wenn beim Pilotprojekt für autonome Fahrzeuge das Wartungspersonal auf Hoverboards angeflogen kommt, um die Autos für den Benutzer einzurichten …
Der Zeitplan, den Chinas Städte-Macher anstreben, ist ambitioniert: Ab 2019 sollen bereits Hochgeschwindigkeitszüge die Zukunftsstadt mit Peking verbinden – in weniger als 30 Minuten Fahrzeit! Aktuell leben in Xiong'an rund 2.000 Menschen, in 10 Jahren sollen es schon 8 Millionen sein. Auf lange Sicht ist geplant, dass dort sogar 15 bis 20 Millionen Menschen leben und arbeiten. Insgesamt soll sich die neue Mega-City Xiong'an einmal auf 2.000 km2 erstrecken – eine Fläche, an die auch München, Hamburg und Berlin zusammengenommen nicht heranreichen. Die beiden Mega-Projekte Xiong'an und Gaobeidian, in die RAICO in China involviert ist, sind vielleicht bei uns in Europa noch unbekannte Größen, doch bei diesen Zahlen wird auch außerhalb von Fachkreisen deutlich: Umweltorientiertes Bauen kann ein fantastischer „grüner” Motor für die gesamte Wirtschaft sein.
Think Big!
Eines der vielen Kooperationsprojekte von RAICO mit Orient Sundar steht bereits und die Holzfassade der Exhibition Hall in Gaobeidians Messeareal „Windoor City” ist in in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich, angefangen beim Werkstoff Holz: Während Holzfassaden in Europa alltäglich sind, gilt Holz in China noch als echtes „Premium-Produkt”. Auch die riesigen Dimensionen von Chinas größter Passivhausfassade aus Holz waren eine Herausforderung. Mit Bravour lösten RAICO und Orient Sundar gemeinsam die Herkulesaufgabe, bei 40 Metern Breite und fast 9 Metern an Bauhöhe alles „wie aus einem Guss” zu realisieren. Das Hightech-Innenleben der RAICO-Fassade setzt dem Projekt die Krönung auf: Smart Home Elemente wie Beschattung, Belüftung und Beleuchtung sind direkt in die Fassade mit integriert.